DRUCKWERKE

Auch wenn die insgesamt ca. 5.300 gedruckten Bücher vom 15.–21. Jahrhundert im Vergleich zu den Handschriften eher ein Schattendasein führen, so handelt es sich – zumindest mit Blick auf die Altbestände vor 1900 – um eine herausragende geistliche Bibliothek, mit Schwerpunkten auf der pastoraltheologischen, homiletischen und katechetischen Literatur, aber auch auf den Sachgruppen Spiritualität, Mystik und Geschichte. Sie wurde von den Rektoren und geistlichen Pfründern des Hospitals sowie von einigen auswärtigen Stiftern, wie z. B. dem im Stift St. Castor in Karden an der Mosel tätigen Kanoniker Johannes Incus d. Ä. (um 1505), beständig erweitert. Unter den späteren Stiftern zeichnen sich nach den Provenienzvermerken vor allem die Hospitalrektoren Stephan Schoenes (1754–1783), der spätere Generalvikar von Trier Matthias Martini (1827–1842) sowie Nikolaus Ehlen (1892–1898) aus.

INKUNABELN

An erster Stelle der gedruckten Bücher des Hospitals sind zunächst die 128 Inkunabeln oder Wiegendrucke zu nennen, also jene Drucke, die seit der Erfindung des Buchdruckes ca. 1450 bis zum Jahr 1500 hergestellt wurden. Auch wenn Nikolaus von Kues als einer der frühen Unterstützer der ‚Schwarzen Kunst‘ bekannt ist und für die Einführung des Buchdrucks in Italien gerühmt wird, so lassen sich bislang keine der im Hospital vorhandenen Wiegendrucke direkt mit Cusanus in Verbindung bringen.

Zwei der ältesten Drucke wurden allerdings noch zu Lebzeiten des Cusanus hergestellt, die sich eventuell bereits in seinem Besitz befanden. Hierzu gehört die 1460 in Straßburg gedruckte lateinische Mentelin-Bibel (Inc. 1) sowie – als besonderer Schatz – das im gleichen Jahr wohl in der zweiten Werkstatt des Johannes Gutenberg in Mainz gedruckte ‚Catholicon‘ des Johannes Balbus (Inc. 84).

Als weitere bedeutende Inkunabeln der Sammlung seien nur eine Ausgabe der lateinischen Weltchronik Hartman Schedels von 1493 (Inc. 66), die fünfte deutsche Bibel vor Martin Luther (Sensenschmidt- oder Schweizer-Bibel) (Inc. 84a), der bebilderte ‚Gart der Gesundheit‘ des Johannes Wonnecke von Kaub (Inc. 84b) sowie der lateinische Erstdruck von Heinrich Kramers berücksichtigten ‚Hexenhammer‘ (Inc. 80) aus dem Jahr 1487 erwähnt. Auch der 1488–1490 bei Martin Flach in Straßburg angefertigte Erstdruck der Werke des Nikolaus von Kues ist im Bestand des Hospitals (Nr. 105-105c) vorhanden.

Kataloge und Hilfsmittel:


Auch las und blätterte ich in Nicolaus Cusanus (…)
Ein Philosoph in dem Sinne, dass Leibniz und solche ganz flach und seicht dagegen scheinen.
Friedrich Schlegel, 1807

DRUCKE 16. – 19. JAHRHUNDERT

Unter den ca. 5.300 Büchern der Cusanus-Bibliothek befindet sich eine große Anzahl an wertvollen historischen Drucken vom 16.–19. Jahrhundert, darunter z. B. zwei Exemplare von Sebastian Münsters Hauptwerk der ‚Cosmographie‘, 1550 und 1578 in Basel hergestellt (Nr. 129 und 130), das biographische Verzeichnis ‚De scriptoribus ecclesiasticis‘ (‚Über die kirchlichen Schriftsteller‘) von Johannes Trithemius aus dem Jahr 1546 (Nr. 134) oder das zweibändige geologische Grundlagenwerk des Jesuiten Athanasius Kircher ‚Mundus Subterraneus‘ (‚Die unterirdische Welt‘) von 1665 (Nr. 3018).

Auch mit Blick auf die Cusanus Rezeption in der frühen Neuzeit ist die Bibliothek u. a. mit der Flugschrift ‚Des Babsts Hercules wider die Deudschen‘ (o. Nr.) von 1534 des protestantischen Autors Johannes Kymeus, den beiden cusanischen Gesamtausgaben Paris 1514 (Nr. 105d-e ) und Basel 1565 (Nr. 105g) sowie einzelnen Übersetzungen, wie u. a. eine französischsprachige Ausgabe der ‚Coniectura de ultimis diebus‘ (‚Mutmaßung über die letzten Dinge‘)(Nr. 105h), die 1700 in Amsterdam gedruckt wurde, gut ausgestattet.

Kataloge und Hilfsmittel:

FORSCHUNGSLITERATUR

An Forschungsliteratur zu Nikolaus von Kues verfügt das St. Nikolaus-Hospital über die wichtigsten Handbücher und Grundlagenwerke aus dem 19.–21. Jahrhundert, wie z. B. die Heidelberger Ausgabe der ‚Opera Omnia‘ (20 Bde.) oder die ‚Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues‘.

Eine weitgehend vollständige Sammlung aller wissenschaftlichen Publikationen zu Nikolaus von Kues und seinem geistesgeschichtlichen Umfeld wird dagegen nicht angestrebt. Hierzu sei vielmehr auf die Cusanus-Forschungsstelle am Thomas-Institut der Universität zu Köln und vor allem auf die Bibliothek des Institutes für Cusanus-Forschung an der Universität und Theologischen Fakultät in Trier verwiesen.

Zu den Sammelschwerpunkten des Hospitals gehört vielmehr die Literatur zu den in der Bibliothek aufbewahrten Handschriften und Drucken sowie im bescheideneren Umfang zur Geschichte der Stadt Bernkastel-Kues und der Region.
Während die ältere Forschungsliteratur noch in einem alphabetischen Zettelkatalog geführt wird, werden die jüngeren Titel in erster Linie in einer internen und vorläufigen elektronischen Zugangsliste dokumentiert. Darüber hinaus wurde zusammen mit dem Freundeskreis der alten Klosterbibliothek der Augustiner-Chorherren in Klausen e. V. und dem Institut für Cusanus-Forschung in Trier der Bibliotheksverbund Trier – Klausen – Kues (BV TKK) eingerichtet, in dem alle drei Institutionen ihre Bibliotheksbestände katalogisieren können. Für die Bestände des St. Nikolaus-Hospitals steht die systematische Katalogisierung allerdings noch aus.

Kataloge und Hilfsmittel:

Forschungsdatenbanken zu Nikolaus von Kues:


Auch las und blätterte ich in Nicolaus Cusanus (…)
Ein Philosoph in dem Sinne, dass Leibniz und solche ganz flach und seicht dagegen scheinen.
Friedrich Schlegel, 1807

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