DIE BIBLIOTHEK

GESCHICHTE

Auf den vielen Reisen, die Cusanus von Paris nach Konstantinopel brachten, versuchte er stets kostbare und besondere Handschriften für seine eigene Büchersammlung zu erwerben, die somit zu einer der bedeutendsten Privatbibliotheken des 15. Jahrhunderts anwuchs und  die drittgrößte Sammlung mittelalterlicher Handschriften in Rheinland-Pfalz darstellt. In seinem Testament vom 6. August 1464 verfügte Cusanus, dass seine Bibliothek nach seinem Tod von Italien nach Kues in das von ihm und seiner Familie gestifteten St. Nikolaus-Hospital überführt werden soll.

Bis heute hütet das Hospital mit der Bibliothek einen besonderen Schatz, die seit Beginn einen herausragenden Ruf genießt. So gehörten namhafte Gelehrte wie die Heidelberger Frühhumanisten um Johann von Dalberg, Johannes Trithemius oder Johannes Reuchlin zu ihren ersten Besuchern, die sich 1496 zu einer ‚peregrinatio Cusana‘, zu einer Wallfahrt nach Kues, aufmachten.

Im Laufe der Zeit, d. h. vor allem im 17. und 18. Jahrhundert, gingen dem Hospital ca. 80 Handschriften verloren, die sich heute in vielen europäischen Bibliotheken, vor allem aber in Brüssel und London, befinden. Trotz dieser Verluste gelang es dem Hospital durch Stiftungen, Schenkungen und gezielte Ankäufe, die Bibliothek auszubauen und zu erweitern. Die Hospitals-Bibliothek in Bernkastel-Kues bewahrt bis heute die drittgrößte Sammlung mittelalterlichen Handschriften in Rheinland-Pfalz nach den Stadtbibliotheken in Trier und Mainz.  Neben den Manuskripten  verfügt das Cusanusstift daher auch über eine großartige Sammlung von Inkunabeln und alten Drucken sowie ein umfangreiches Archiv und eine ansehnliche Kunstsammlung.

GEGENWART

Die Cusanus-Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals versteht sich in erster Linie als eine wissenschaftliche Bibliothek, deren Hauptaufgaben im Erhalt, im Ausbau, in der Erschließung und in der Vermittlung der historischen Buch- und Archivbestände sowie der Kunstsammlung liegen, die sich nach wie vor im Besitz der Stiftung befinden. Das Herzstück der Sammlung bilden dabei die Handschriften, Urkunden und Artefakte, die noch von Nikolaus von Kues und seiner Familie als Stifter des Hospitals überliefert sind. Das Hospital arbeitet dabei mit vielen wissenschaftlichen Institutionen sowie verschiedenen Bibliotheken, Museen und Archiven zusammen.

Erhalt und Pflege

Die konservatorischen Maßnahmen zur Pflege der Bestände reichen von der kontinuierlichen Überwachung der klimatischen Verhältnisse in den historischen Räumen, der regelmäßigen Reinigung, über ‚Integrated Pest Management‘, der Verpackung der Bücher, Archivalien und Kunstwerke bis hin zur Restaurierung besonders wertvoller Teilbestände, wie z. B. der 316 Handschriften, die von 2004 bis 2013 wiederhergestellt wurden.

Ausbau

Je nach seinen finanziellen Möglichkeiten versucht das St. Nikolaus-Hospital den historischen und wissenschaftlichen Bestand von Bibliothek, Archiv und Museum weiter auszubauen. Hierzu gehört die Anschaffung historischer Drucke und Übersetzungen der Werke des Nikolaus von Kues, aber auch der wichtigsten Publikationen aus der Cusanus-Forschung. Darüber hinaus bemüht sich das Hospital um den Erwerb von Graphiken, Archivalien und Artefakten zur Dokumentation der eigenen Geschichte.

Erschließung

Zum Aufgabenfeld der Erschließung gehören die Inventarisierung, Katalogisierung und Digitalisierung sowie das Erstellen von Verzeichnissen, Findbüchern und Katalogen, um die Bestände des St. Nikolaus-Hospitals der Wissenschaft zugänglich zu machen. Forscherinnen und Forscher haben dabei nach vorheriger schriftlicher Anmeldung die Möglichkeit mit den Beständen zu arbeiten.

Vermittlung

Das St. Nikolaus-Hospital präsentiert seine Buch-, Archiv- und Kunstsammlungen in öffentlichen Ausstellungen, Führungen, Vorträgen und Publikationen. Außerdem unterstützt es die Erforschung der eigenen Geschichte und trägt nach seinen Möglichkeiten zur Vertiefung der Kenntnisse um Nikolaus von Kues und der eigenen Sammlungen bei. Darüber hinaus beteiligt es sich mit Leihgaben an nationalen und internationalen Ausstellungen.

Zusammenarbeit
Wissenschaftlich arbeitet die Bibliothek mit dem Institut für Cusanus-Forschung an der Universität und der Theologischen Fakultät Trier, mit den verschiedenen Cusanus-Gesellschaften weltweit sowie mit weiteren universitären Institutionen zusammen. Das St. 
Nikolaus-Hospital und seine Bibliothek sind ferner Mitglied in der ‚Arbeitsgemeinschaft Katholisch-theologischer Bibliotheken‘ (AKThB), im ‚Arbeitskreis Historische Bestände in den Bibliotheken von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz‘, im ‚Arbeitskreis Trierer Bibliotheken‘ sowie im ‚Museumsverband Rheinland-Pfalz‘. Darüber hinaus bestehen weitere Kooperationen mit verschiedenen Einrichtungen aus den Bereichen Bibliothek, Museum, Kultur, Bildung, Forschung und Tourismus.

Leitung
Von 1994 bis 2013 stand die Bibliothek als One Person Library (OPL) unter der Leitung von Frau Gabriele Neusius, seit Ende 2012 wird sie von Dr. Marco Brösch M.A. (LIS) geführt.

Kontakt:
Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals/Cusanusstiftes

Dr. Marco Brösch M.A. (LIS)
Cusanusstr. 2
54470 Bernkastel-Kues
Tel. 06531/2260
E-Mail: info@cusanus.de


Wer gelesen hat, was ich in meinen verschiedenen Büchern geschrieben habe, wird sehen, dass ich mich häufig mit dem Zusammenfall der Gegensätze beschäftigte und mich oft bemühte, mein Denken einer vernunfthaften Schau gemäß, die über die Kraft des Verstandes hinausgeht, zu entfalten.
Nikolaus von Kues: De beryllo, n. 1

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